Zweifel kontra Eitelkeit
Man möchte ihnen ja so gerne glauben!
Sie machen wunderbare Komplimente.
„Du dichtest schön! Und noch dazu mit Geist!
Und dein Geschmack, der wieder mal beweist,
du kannst dich sicher in der Welt bewegen!“
Ich steh wie 'n Pudel da – im starken Regen.
Der „Pudel“ da, ganz nass vom starken Regen,
er kann den schönen Worten schwer nur glauben.
Wie sollten edle Reden mich bewegen!
Ich fliege nicht auf fade Komplimente,
was hier und heute einmal mehr beweist:
Ich bin noch kritisch, nicht ganz schwach im Geist!
Dann aber ran! Nun schreib doch was mit Geist!
Ich dreh am Bleistift, fühl mich wie im Regen.
Was schreib ich nur, das Größe auch beweist
und trotzdem wahrhaft klingt. Man soll mir glauben!
Im Ohre klingen fade Komplimente.
Du lieber Himmel! Lass dich doch bewegen!
Reiß dich zusammen! Willst du was bewegen,
dann musst du denken, sammeln dich im Geist!
Sag ehrlich: Stören denn die Komplimente?
Nun schau nicht wie ein Pudel da im Regen!
Du möchtest doch den Leuten gerne glauben,
sonst tu was, das das Gegenteil beweist!
Was tun, das dann das Gegenteil beweist?
Wie soll ich dazu meinen Geist bewegen?
Viel lieber schenk ich netten Menschen Glauben!
Sie machen Komplimente doch mit Geist
und lassen niemals stehn mich da im Regen!
Wie wunderbar sind ihre Komplimente!
Ich höre gern der Leute Komplimente,
was wieder meine Eitelkeit beweist.
Der Pudel schüttelt sich bei starkem Regen
und kann sich wieder trocken dann bewegen.
Der Regen – wie erfrischend für den Geist!
Was gern man hört, das will auch gern man glauben!
Zu glauben an die süßen Komplimente –
sei’n sie voll Geist, was auch nicht viel beweist! –
das heißt: bewegen, nicht zu stehn im Regen!
© 2008 by Renate Golpon