30.11. 2008

Renate Golpon

Advent: Weniger wär manchmal mehr!

Alljährlich mit Gefunkel dort im Dunkel …
So stellen sich Advent und Weihnacht vor.
Der Häuser Schmuck – mit jedem Jahre greller!
Wer übertrifft beim Farbenspiel den andern?
Wer hat die längste Lichterkette da?
An Fenstern leuchten große goldne Sterne.

Viel größer als am Himmel sind die Sterne!
Ihr helles Licht ergießt sich in das Dunkel.
Stellt so Advent sich, drängt sich Weihnacht vor?
Von Mal zu Mal wird Häuserschmuck noch greller!
Sind meine Sterne schön – wie die der andern?
Gar lichter als die Himmelskörper da?

Wie hell warn diese Himmelskörper da!
Einst zählt ich sie mit dir, des Himmels Sterne.
Wir liebten ihr Gefunkel dort im Dunkel
und stellten uns Advent und Weihnacht vor.
Wir wurden älter – Leuchtreklamen greller.
Scheel schauten wir aufs Farbenspiel der andern …

Sehn immer noch das bunte Spiel der andern,
das näher ist als unsre Sterne da.
Wer zählt mit mir noch heute Himmels Sterne?
Wer schaut mit mir Gefunkel dort im Dunkel?
Wie stell ich mir Advent und Weihnacht vor?
Mit Neonlicht, in jedem Jahre greller?

Geschmückte Läden, jährlich bunter, greller!
Wer übertrifft mit Farben, Schmuck den andern?
Viel lichter noch als Himmelskörper da
erglühn in Fenstern leuchtend gelbe Sterne
verschwenden ihr Gefunkel dort im Dunkel.
Viel Trubel herrscht in Läden – und davor!

Die stille Zeit stell ich mir anders vor:
geruhsam, heiter – und nicht heller, greller!
Dass niemand übertrifft mit Kitsch den andern:
ganz bunt das Haus, mit viel Gefunkel da.
Es leuchten Engel, Rehe, rote Sterne …
Mir reichen Himmels Ferne, stilles Dunkel!

Zwar kommt das Dunkel uns nun heller vor.
Doch – immer greller – gleicht ein Haus dem andern.
Die Lichter da – sie löschen Himmels Sterne!


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