Epigramme in traditioneller Art
Herbstliche Wärme
Garten des Lichts lockt mit Sonne und wärmt die büromüden Glieder.
Schwammartig sauge ich auf, was mir der Herbst heut noch schenkt.
Bilderbuchherbsttag! Blicke begleiten den Segler am Himmel,
wie er sich wiegend bewegt, Himmelsblau sorglos zerteilt.
Heute!
Sind wir zu jung für das Gestern? Sind wir zu alt für das Morgen?
Das sei uns jetzt einerlei! Leben erlebt man doch heut!
Zweisamkeit
Surrend umschwirrt eine Hummel ganz aufnahmelüstern die Blüte.
Gern zeigt die Blume ihr Herz, bietet den Kelch willig dar.
Unterschied
Tränen des Zorns fließen leicht und sind schnell nach dem Ausbruch vergessen.
Tränen des Leids wiegen schwer, wühlen wie Wellen im Meer!
Feurig
Hab die Briefe verbrannt, dem Feuer zum Fraß übergeben.
Weg ist jetzt alle Wut, Ärger für heute verraucht.
Farbspiel
Allzu blauäugig sollte sich niemand im Leben bewegen.
Doch ist falsch allemal, siehst du das Leben nur schwarz.
Veränderlich
Wolkenlos zeigt sich der Himmel frühmorgens und hell lacht die Sonne.
Trügerisch: Wärme und Licht; mittags schon eingetrübt, grau!
Schön und schmerzhaft
Rosen umranken die Pforte des Gartens in blutroten Farben.
Ebendort wartet die Pein. Schmerzhaft, blutrot ritzt ihr Dorn.
Multifunktionell
Grün war sein Laub noch im Sommer, schenkte als Dach kühlen Schatten.
Herbstlich gefärbt wirft der Baum bald einen Teppich ins Gras.
Hinterlassenschaft
Perlende Tropfen auf Haut; nach dem Bade im Meer leckt die Sonne
gierig vom Körper sie ab, lässt mir zurück nur das Salz.
Der zweite Blick
Fade und grau – so erscheint uns die Steinwand bei erster Betrachtung;
schauen dann länger wir hin: Lebhaft spielt Schatten mit Licht!
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