Elegien – und gar nicht wehmütig!


Himmelsstürmer(in)


Voll ist der Teller des Kindes mit Bergen aus köstlicher Sahne.
Schaut aus dem Fenster das Kind – Wolken am Himmel, ganz weiß.
„Sieh doch mal da“, sagt das Kind, „mit dem Löffel hier esse ich Wolken.“
„Das ist ja fein“, sage ich. „Iss mal den Himmel ganz leer!“

Eisiges Sommerbild

Zielstrebig steuern die Wespen – fatal ihr Instinkt! – auf das Eis zu.
Nie war ich schneller als jetzt: Flink ist die Schale vom Tisch!
Hektik bestimmt hier die Handlung beim eifrigen Räumen der Tafel.
Platt liegt das Eis jetzt im Gras: rosa-gelb-braun, hübsch verteilt.

Modernes Märchen

Groß möchten alle auf diesem und jenem Gebiet gern erscheinen.
Täglich fragen sie neu: Wer ist der Größte im Land?
Jedesmal Antwort des Spiegels – vernichtender könnt sie nicht kommen:
Sieh doch! Schneewittchen im Land: nicht hinterm Berg – und kein Zwerg!

Flatterhaft

Schmetterling flattert von Blüte zu Blüte des roten Hibiskus',
setzt sich zuerst auf den Rand, kriecht aber rasch in den Kelch,
nascht nun genüsslich vom lieblichen Nektar der leuchtenden Pflanze,
hat dann genug von dem Trunk; startet und sucht sich was Neu's.

Die Elegie „Flatterhaft“ ist von Jörn Eichler, Opernsänger und Komponist,
vertont worden. Sie können dieses Lied auf der Website des Komponisten
Jörn Eichler anhören.

 

 
               Renate Golpon Elegien

 

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